Tiger & Dragon

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Angriff ist die beste Verteidigung? Bei Tiger & Dragon gilt vielmehr: Ohne passende Abwehr kein neuer Angriff! Wir haben uns in die Schlacht gestürzt und das Brettspiel aus dem japanischen Oink-Games-Verlag getestet.

Tiger & Dragon Brettspiel Oink Games Rezension Test
Tiger & Dragon: Sobald eine Person am Tisch den letzten eigenen Handstein auf dem Tableau platziert hat, gewinnt sie das Spiel.

Ziel bei Tiger & Dragon (Oink Games) ist es, die eigenen Spielsteine schneller auszuspielen als alle Mitspieler am Tisch. In einer Abfolge aus Angriffs- und Abwehraktionen versuchen wir, taktisch clever zu agieren, das Geschehen auf dem Tisch im Auge zu halten und zum Schluss mit einem wertvollen Handstein den Sieg davon zu tragen.

Tiger & Dragon: So wird es gespielt

Abhängig von der Spielerzahl zieht jeder verdeckt eine Anzahl Handsteine, im Spiel zu viert sind es beispielsweise neun Stück. Die Startspielerin erhält einen weiteren dazu – 37 Steine sind also in der Partie, einer bleibt übrig, den ihr ungesehen zurück in die Spielschachtel legt. Die Steine zeigen auf der Vorderseite ungerade Ziffern (eins bis sieben) in roter Farbe oder gerade Ziffern (zwei bis acht) in blauer Farbe.

Wichtig: Die Ziffer auf den Spielsteinen verrät, wie viele Steine es jeweils mit diesem Wert gibt, also beispielsweise sind sechs Sechsersteine im Spiel enthalten. Zwei Joker sind zudem die so genannten „Ögis“. Der blaue Tiger-Ögi wirkt als Verteidigung gegen alle geraden Angriffssteine. Der rote Drachen-Ögi kann sämtliche ungeraden Angriffssteine abwehren. Zwei Joker, die selten sind und deren Gebrauch gut überlegt sein will.

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Nachdem ihr euch noch für eine der zehn Kampfplatzkarten entschieden habt (sie definiert Siegpunktbedingungen am Spielende), geht’s los: Die Startspielerin führt ihren ersten Angriff aus und spielt einen Handstein offen in die obere Angriffsreihe ihres Tableaus. Nehmen wir an, es ist eine Vier. Der Spieler zur Linken muss diesen Angriff parieren, indem er ebenfalls eine Vier ausspielt und sie in die untere Abwehrreihe seines Tableaus platziert. Anschließend darf er seinerseits einen Angriffsstein legen, den die Tischnachbarin zur Linken abwehren muss.

So geht es reihum weiter, bis früher oder später eine Situation eintritt, bei der ein Tischnachbar keinen passenden Abwehrstein besitzt (oder ihn jetzt nicht spielen möchte). Dann kann er passen und der nächste Spieler muss den aktuellen Angriffsstein parieren. Ist dazu niemand in der Runde in der Lage, erhält der Angreifer einen Bonus: Einen beliebigen eigenen Handstein darf er verdeckt in seiner Verteidigungsreihe legen. Dies ergibt einen Extrapunkt, aber nur, wenn er die Partie später auch gewonnen hat.

Wie siegt man bei Tiger & Dragon? Sobald eine Person am Tisch den letzten eigenen Handstein auf dem Tableau platziert hat, gewinnt sie das Spiel. Für die Punktzahl ist entscheidend, welcher Spielstein der letzte war. Je nachdem, mit welcher Kampfplatzkarte ihr gespielt habt, gleicht ihr die Wertung ab. Bei Karte 1 erhaltet ihr vier Punkte, wenn ihr mit einem Achterstein siegen konntet. Die vier Punkte nehmt ihr euch in Form vom Pappchips (ggf. noch Bonuspunkte einsammeln). Danach beginnt eine neue Runde. Sobald jemand zehn Punktechips gesammelt hat, endet das Spiel.

Tiger & Dragon: Fazit und Wertung

Der japanische Verlag Oink Games (bekannt für seine Mini-Schachtel-Spiele wie Town 66, Nine Tiles Panic, Make the Difference) präsentiert Tiger & Dragon als „ultimativen Kung-Fu-Showdown zwischen Kampfkunstmeistern“. Basierend auf dem traditionellen Spiel „Goita“, aber moderner und einstiegsfreundlicher, soll es zwei bis fünf Spielern einen Schlagabtausch um die besten Handsteine bieten.

Ohne Goita näher zu kennen, können wir die Zugänglichkeit von Tiger & Dragon bestätigen. Die wenigen Regeln sind im Handumdrehen geklärt und die ersten Partien wirken beinahe schlicht, weil der Ablauf so einfach ist. Angriff spielen, verteidigen, wieder angreifen, manchmal passen und nach und nach alle Steine loswerden. Wie ein Kartenspiel, bei dem man nicht mal Karten nachziehen darf. Zündet so etwas überhaupt?

Ja! Gebt Tiger & Dragon ein paar Runden Zeit, damit sich seine Spieltiefe einstellen kann. Natürlich wird auch nach zehn Partien kein strategisches Schwergewicht daraus, wohl aber ein gefälliges und taktisch geprägtes Hand-Management-Spiel.

Weil die Zahl auf einem Stein der Anzahl der jeweiligen Steine entspricht, lassen sich aus dieser Information einige Schlüsse ziehen. Die Steine mit den niedrigeren Zahlen sind normalerweise die stärkeren, da die Verteidigungschancen kleiner sind. Aber je mehr Steine mit höheren Zahlen bereits im Spiel sind, desto stärker werden die übrigen Steine der gleichen Nummerierung. Mit diesem Wissen könnt ihr gezielt überlegen, welche Steine ihr wann auslegt und wie ihr eure Steine zum Ende eines Spiels stärker machen könnt.

Dazu ist es unerlässlich, sämtliches Geschehen auf dem Tisch im Auge zu halten. Je weiter fortgeschritten eine Partie ist, desto wahrscheinlicher sind eure Prognosen über noch verborgene Steine der anderen. Doch Achtung: Ihr benutzt in einer Runde nicht alle Steine. Die in der Schachtel verbliebenen Steine können dennoch wichtig sein. Wenn eine Zahl nicht auftaucht oder wenn ihr viel zu wenige von einer Zahlenart findet, ist es wahrscheinlich, dass sie sich dort und nicht im Spiel befinden.

Taktisch klug kann es auch sein, in bestimmten Situationen auszusetzen. Ihr besitzt beispielsweise zwei Dreien und der rote Drachen-Ögi liegt schon aus. Ein anderer Spieler greift nun mit seiner 3 an. Wenn ihr aussetzt, kann später niemand mehr auf eure 3 reagieren. Ihr könnt zweimal einen Angriff ausführen, ohne dass jemand parieren kann.

Wie ein Kung-Fu-Kampf oder gar eine Schlacht fühlt sich das Brettspiel Tiger & Dragon zu keinem Zeitpunkt an. Das Thema ist hübsch, bleibt aber aufgrund seines hohen Abstraktionsgrad letztlich aufgesetzt. Ein beinahe ruhiges und entspanntes Spiel in einer für Oink Games-Verhältnisse recht großzügigen Schachtel ist daraus entstanden, in der Material und Anleitung (in Deutsch) top sind! Tiger & Dragon ist ab ca. acht Jahren empfehlenswert und hat uns in Gruppen ab drei Personen deutlich mehr Spaß gemacht als zu Zweit.


Tiger & Dragon – auf einen Blick

Tiger & Dragon ist ein abstraktes, taktisch geprägtes Angriffs- und Verteidigungsspiel für Puristen. Sondereffekte und anderen Schnickschnack sucht man in dieser Interpretation des japanischen Klassikers Goita vergeblich.

Autor: Hashimoto Atsushi, Illustration Jun Sasaki | Oink Games | 2023 | 2 bis 5 Personen | ab 8 Jahren | bis 20 Minuten

Pro

  • Spielablauf schnell gelernt
  • Top Material
  • steckt taktisch mehr drin, als man zunächst denkt

Contra

  • bleibt sehr puristisch, abgesehen von den Ögi-Steinen keine besonderen Züge oder Effekte
  • fällt zu zweit etwas ab

Hinweis: Wertungen vergeben wir im Bereich 0 bis 4 Sternen. Spiele mit 0-1,5 Sternen sind sind schlecht, mit 2 bis 2,5 Sternen durchschnittlich. Ab 3 Sternen beginnen die empfehlenswerten Spiele. Nur außergewöhnliche Titel erhalten 4 Sterne („Four-Star Game“).


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