Fit to Print

Fit to Print führt uns in den hektischen Alltag einer Lokalredaktion. Unser Job: die Titelseiten der Wochenendausgaben mit allen News, Fotos und Anzeigen layouten – in Echtzeit.

Fit to Print Rezension
Fit to Print: Die Samstagsausgabe ist fertig für den Druck.

Beeilung! Nur noch vier Minuten bis zum Redaktionsschluss und die Druckmaschinen laufen schon. Ein bis sechs Journalisten aus Lokalblättern des Örtchens Thistleville basteln an der bestmöglichen Zeitungsseite, schieben den Aufmacher nach oben, ordnen kleine und große News und dürfen die Anzeigen nicht vergessen. Es gibt viel zu beachten in Fit to Print – und die Uhr läuft gnadenlos herunter. Wer hat das Zeug zur Chefredakteurin und erreicht am Ende die meisten Punkte?

Fit to Print: So wird es gespielt

Alle Redakteure nehmen sich einen kleinen dreidimensionalen Papp-Schreibtisch. In der Tischmitte liegen verdeckt rund 120 Plättchen auf einem großen Haufen. Sie zeigen auf den Unterseiten die Zutaten einer typischen Zeitung: Nachrichten, Fotos, Aufmacher oder Anzeigen. Als Timer stellt ihr ein Smartphone (im Standard-Level auf vier Minuten) ein. Sobald die Uhr läuft, habt ihr zwei Aufgaben:

Zunächst sammelt ihr in der Reporter-Phase Plättchen ein. Dazu nehmt ihr ein beliebiges Plättchen aus der Tischmitte und legt es auf euren Schreibtisch, wenn ihr es verwenden möchtet oder offen zurück in die Mitte, falls ihr es ablehnt. Dies geschieht nicht geordnet in Runden, sondern gleichzeitig! Sobald jemand der Meinung ist, genügend Zutaten auf dem Schreibtisch gestapelt zu haben, ruft er „Layout!“ und wechselt sofort in die zweite Phase.

In dieser Layout-Phase haben alle die Aufgabe, ihre eben eingesammelten Plättchen bestmöglich und unter Beachtung der Legeregeln auf ihren Tableaus anzuordnen. Diese Tableaus zeigen gerastert den verfügbaren Platz in der Freitags-, Samstags- und Sonntagsausgabe. Freitags habt ihr zum Beispiel 7 x 14 Felder für euer Layout.

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Welche Bedingungen gelten beim Platzieren der Plättchen?

Grundsätzlich müssen alle Teile ins Raster passen, nichts darf überlappen oder herausragen. Die Artikel-Plättchen haben drei Farben: grün, blau und rosa. Artikel mit derselben Farbe dürfen nicht angrenzend gelegt werden. Ebensowenig dürfen zwei Fotos oder zwei Anzeigen nebeneinander liegen. Der Aufmacher (in der englischen Fassung: Centerpiece) muss immer auf der oberen Hälfte der Zeitungsseite zu finden sein.

Nochmal zur Erinnerung: Die Zeit läuft, in maximal vier Minuten müsst ihr eure Titelseite druckfertig stehen haben. Schafft ihr es rechtzeitig, dürft ihr euch eines der Finisher-Tokens nehmen, das in der nächsten Runde eine frühere Auswahl des Aufmachers mit unterschiedlichen Spezialfähigkeiten erlaubt.

Nun ist die Zeit für die Auswertung gekommen. Ihr gestressten Redakteure habt endlich Feierabend und erntet Punkte für gelungene Layouts mit möglichst wenig Weißraum innerhalb des Rasters. Jede platzierte Nachricht ist ihre aufgedruckten Punkte wert und erhält einen Bonus, wenn sie farbig zu einem angrenzenden Foto passt (zum Beispiel grüne Business-News neben einem grünen Foto). Manche Artikel stellen gute Nachrichten dar, manche schlechte. Die abgebildeten Smileys geben darüber Auskunft. Achtet darauf, dass ihr am Ende eine möglichst ausgewogene Menge beider Stimmungen abbildet, sonst drohen Punktabzüge.

Die Anzeigen-Plättchen bringen keine direkten Punkte, sind aber Geld wert. Wer am Ende des Spiels nach drei Runden (Freitag, Samstag, Sonntag) die wenigsten Erlöse durch Werbung erzielt hat, scheidet aus dem Spiel aus. Egal, wie viele Punkte er oder sie ansonsten erreicht hat. Ja, das Zeitungsgeschäft ist ein hartes…

Fit to Print: Fazit und Wertung

Autor Peter McPherson (Interview auf Brettspielelust) hatte sich 2019 mit Tiny Towns einen Namen in der Spieleszene gemacht. Auch dieser Städtebau war ein herausforderndes Puzzle auf engstem Raum, doch in Fit to Print fügt der US-Amerikaner eine neue Dimension hinzu: Zeitdruck! Thematisch passend zum schnelllebigen Zeitungsgeschäft bleibt uns nicht viel Zeit, um eine möglichst lesenswerte Titelseite zu erstellen.

Weil Redaktion, Layout und Druck zu meiner eigenen beruflichen Biografie gehören, war ich besonders neugierig und habe Fit to Print von Flatout Games frühzeitig bei Kickstarter unterstützt. In dieser Rezension testeten wir die englischsprachige Ausgabe; für 2024 ist bereits eine deutsche Lokalisierung von Skellig Games angekündigt.

Schlechte Nachrichten (traurige Smileys) auf dem 3D-Schreibtisch der Chefredakteurin.

Angesiedelt in einer Tierwelt mit hübschen Illustrationen, macht Fit to Print schon optisch einen ordentlichen Eindruck. Die Charaktere im Spiel sind Hasen, Eulen und Füchse, die das örtliche Zeitungswesen managen. Von den niedlichen Zeichnungen sollte man sich allerdings nicht täuschen lassen.

Fit to Print kann ein bisschen chaotisch und stressig sein, aber wer Spiele auf Zeit mag und gerne puzzelt, kommt voll auf seine Kosten. Das Medien-Thema ist fantastisch umgesetzt und fügt sich perfekt in den Spielablauf ein. Dabei bleibt das Ganze niemals nüchtern oder ernst, sondern die einzelnen Plättchen sorgen durch ironische Anspielungen immer wieder für Schmunzeln. Nicht während der beiden Spielphasen, denn dann lässt der Zeitdruck nur noch den Tunnelblick zu.

Solospiel und mehr: Gleich fünf weitere Varianten sind enthalten

Als Redakteur und Layouter in Personalunion hat man durchaus Mühe, alle Legeregeln gleich gut anzuwenden. Und merkt in der Layoutphase regelmäßig, dass man zu viele oder zu wenige Plättchen eingesammelt hat. Nichts ist im spielerischen Sinn ärgerlicher als zu viel Weißraum, der übrig bleibt oder Plättchen, die man aus Platzgründen gar nicht mehr unterbringen kann (Punktabzug!).

Ein großes Lob geht an Peter McPherson und das Flatout-Team fürs Entwickeln von fünf(!) weiteren Modi, wie man Fit to Print spielen kann. Neben dem obligatorischen Solomodus zeigt die Anleitung zwölf vorbereitete Level, bei denen ihr bestimmte Plättchen erhaltet und daraus die bestmögliche Punktzahl in der Layoutphase ohne Zeitdruck erreichen sollt. Der Familienmodus vereinfacht die Regeln an einigen Stellen, die Zug-für-Zug-Variante verbannt den Timer und damit den Zeitdruck vom Spieltisch und die Newsroom-Variante lässt euch als Teams gegeneinander antreten.

Wertungszettel der englischen Ausgabe: leider sehr klein und unübersichtlich.

Mit so vielen Variationen an Bord lässt euch Fit to Print die Wahl, wie ihr den Redaktionsalltag bestreiten möchtet. Spaß macht das jederzeit, wenn man die angemessene Spielzeit für die eigene Runde gefunden hat (bei uns: fünf Minuten pro Durchgang)! Einzig die Regel, dass der Spieler mit den geringsten Werbeeinnahmen am Ende des Spiels aus der Wertung ausscheidet, fühlte sich zu hart an und kam bei den jüngeren Spielern gar nicht gut an.

Randnotiz: Etwas zu klein ist die Spielschachtel geraten, zudem fehlen Inlays, in denen man die mehr als 200 Teile aufbewahren könnte. Schade, denn in diesem Bereich wäre mehr Ordnung und nicht noch mehr Chaos sinnvoll gewesen.  


Fit to Print – auf einen Blick

Zeitungsbau in Echtzeit: In Fit to Print sammeln wir als Redakteure Artikel, Fotos und Anzeigen aus der Auslage und bauen sie unter Zeitdruck auf die Titelseite. Stimmungsvolles und mitunter hektisches Spiel für Puzzle-Fans.

Autor: Peter McPherson, Illustrationen: Ian O’Toole | Flatout Games, Alderac | 2023 | ab 10 Jahren | 1 bis 6 Personen | bis 30 Minuten

Pro

  • tolle thematische Umsetzung
  • sehr große Auswahl an Spielmodi
  • im positiven Sinne immer wieder herausfordernd

Contra

  • Hektik in der Standardvariante gefällt nicht jedem
  • Icons für Punktwertungen sehr kleinteilig
  • Wertungszettel unübersichtlich

Hinweis: Wertungen vergeben wir im Bereich 0 bis 4 Sternen. Spiele mit 0-1,5 Sternen sind sind schlecht, mit 2 bis 2,5 Sternen durchschnittlich. Ab 3 Sternen beginnen die empfehlenswerten Spiele. Nur außergewöhnliche Titel erhalten 4 Sterne („Four-Star Game“).


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